Der chinesische Hersteller BYD bringt mit dem Seal U nun auch die etablierten Marken in der Mittelklasse unter Druck. Das Elektro-SUV punktet mit hoher Reichweite und hochwertiger Ausstattung zu einem akzeptablen Preis. Wo ist der Haken? Erfahre mehr über die Testfahrt, Daten und Bilder.
- Zwei Versionen: 430 und 500 Kilometer Reichweite
- Zum Marktstart mit 160-kW-Frontmotor
- Preise ab 41.990 Euro
BYD Seal U: Elektro-SUV zum fairen Preis
Und das zu einem attraktiven Preis: Die Grundversion ("Comfort") mit einem Akku von 72 kWh kostet 41.990 Euro und enthält bereits eine umfangreiche Ausstattung mit elektrisch verstellbaren Kunstledersitzen, einem Panoramaglasdach und einer 360-Grad-Kamera. Es ist auch eine Wärmepumpe und alle derzeit beliebten Assistenzsysteme an Bord. Die zweite Version ("Design") ist für 44.990 Euro erhältlich. Sie verfügt sogar über einen Akku von 87 kWh, ein Head-up-Display, ein Infinity-Soundsystem mit zehn Lautsprechern und drahtlose Ladebereiche für zwei Smartphones. Zum Vergleich: Ein Nissan Ariya kostet 9000 Euro mehr, hat aber weniger Ausstattung. Wenn man nun denkt, dass dies auf Kosten der Qualität geht, liegt man völlig falsch. Die Details zeigen, dass die Entwickler sich sehr bemüht haben: Der Kofferraum ist zum Beispiel mit feinem Stoff ausgekleidet und man würde nicht merken, dass die Sitze aus Kunstleder sind, wenn man es nicht wüsste. Die Türen schließen mit einem satten Geräusch und reichen bis unter den Schweller, damit dieser nicht verschmutzt und die Hose sauber bleibt, wenn man einsteigt.
Edles Ambiente, drehbarer Bildschirm
BYD lässt keine Wünsche offen, wenn es um das Ambiente geht: Der Seal U wirkt genauso luxuriös wie der Seal und fühlt sich überall hochwertig und vornehm an. Sogar der Wählhebel für das Getriebe ist mit Bleikristall-Imitat verziert, ähnlich wie bei BMW's Siebener und Co. Außerdem gibt es eine großflächige Ambiente-Beleuchtung in den Türen und im Cockpit. Das alles kann sich wirklich sehen lassen. Natürlich verfügt der Seal U auch über den typischen XXL-Bildschirm von BYD, der um 180 Grad gedreht werden kann. In der Basisversion ist er 12,8 Zoll groß und beim Topmodell sogar stolze 15,6 Zoll. Die meisten Funktionen können darüber gesteuert werden, aber zum Glück hat BYD nicht ganz auf Tasten verzichtet. Das Infotainment des Seal U ist recht verspielt und es dauert eine Weile, bis man sich an die Menüs gewöhnt und die teilweise lieblosen Übersetzungen verstanden hat. Beachten Sie bitte, dass sich unter dem Punkt "Intensität der Energierückmeldung" zwei verschiedene Rekuperationsstufen befinden, die sich kaum voneinander unterscheiden. Auch der Modus der Bereichsanzeige sollte immer auf "dynamisch" eingestellt werden, damit die Reichweitenanzeige sich der Fahrweise anpasst. Der Modus "Standard" macht wenig Sinn, da er die verbliebenen Restkilometer anzeigt, wenn man nach dem WLTP-Prüfstandzyklus fahren würde - aber das macht ja im echten Leben niemand.
Bildergalerie: BYD Seal U
Platz und Kofferraum im Überfluss
Der Seal U ist mit einer Länge von 4,79 Metern ein typisches Mittelklasse-Familienauto. Er bietet ausreichend Platz, auch in der zweiten Reihe, dank einem Radstand von 2,75 Metern. Die neigbaren Rückenlehnen sorgen für zusätzlichen Komfort für die Fahrgäste. Der Kofferraum, der sich hinter der elektrischen Klappe befindet, fasst 552 Liter und kann auf bis zu 1440 Liter erweitert werden. Der Verzicht auf einen zusätzlichen Stauraum vorne, bekannt als Frunk, wurde gemacht, um Platz für die Plug-in-Version des Autos zu schaffen, die auch in Deutschland erhältlich sein wird und rund 35.000 Euro kosten wird.
Entspannt statt sportlich unterwegs
Als freundliche Familienkutsche ist der Seal U im Gegensatz zur Limousine mehr auf Entspannung ausgerichtet als auf Sportlichkeit. Er hat ein sanftes Erscheinungsbild und die Lenkung ist leichtgängig und nicht besonders direkt, was zu einer gemütlichen Fahrweise am besten passt. Die Insassen können den flüsterleisen Innenraum genießen, zumindest solange, bis die Assistenzsysteme mit blinkenden Lichtern und Glockenläuten auf sich aufmerksam machen. Vieles davon kann zumindest bis zum nächsten Neustart ausgeschaltet oder abgeschwächt werden, aber leider lässt sich die Stimme aus dem Off in keinem Fall davon abhalten, darauf hinzuweisen, wenn das aktuelle Tempolimit überschritten wird. Das kann nervig sein. Und warum zeigt die Tempolimitanzeige im Display hinter dem Lenkrad einen anderen Wert an als die auf dem Navigationsbildschirm? Suchen Sie es sich aus. Überraschend gut funktioniert dagegen die Sprachsteuerung.
218-PS-Elektromotor und 175 km/h Höchstgeschwindigkeit
Die Spezifikationen des Seal U sind relativ unspektakulär. Das SUV wird nur mit einem Frontantrieb angeboten, der jedoch mit seinen 218 PS vollkommen ausreichend ist, um das Fahrzeug in etwas mehr als 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen und bei 175 km/h abzubremsen. Die Beschleunigung des Seal U fühlt sich jedoch schneller an als auf dem Papier: Wie bei jedem Elektroauto ist die Leistung sofort und ohne Verzögerung abrufbar. Ein kurzer Druck auf das Gaspedal genügt, um schnell voranzukommen. Die chinesischen Hersteller haben jedoch bereits angedeutet, dass sie auch über einen zweiten Motor nachdenken, da ein Allradantrieb offensichtlich für ein SUV dieser Klasse von Vorteil ist.
BYD Seal U: 1300 Kilogramm Anhängelast
Der Stolz der Entwickler liegt vor allem in den Akkus. Der Seal U wird wie alle Elektrofahrzeuge aus Shenzhen mit der geheimnisvollen Blade-Batterie von BYD ausgestattet, die den Hersteller zum Champion unter den E-Autos machen soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien sind die Zellen dünn und lang wie Messerklingen und erstrecken sich über den gesamten Unterboden des Fahrzeugs. Dies erhöht nicht nur die Sicherheit und senkt die Kosten, sondern ermöglicht auch eine extrem kompakte und flache Batterie, die zudem Teil der Plattform ist und die Steifigkeit erhöht und das Gewicht reduziert. Laut Hersteller werden keine "Krisenmetalle" wie Zink oder Kobalt in der Batterie verbaut. Die Akkus des Seal U sind in zwei Varianten erhältlich: mit 72 oder 87 kWh für eine Reichweite von 430 und 500 Kilometer nach WLTP. Auch wenn auf der Autobahn noch 400 Kilometer übrig bleiben, ist dies eine alltagstaugliche Reichweite und keiner sollte hier Reichweitenangst haben. Beim Laden hinkt der BYD jedoch hinterher: Mit Wechselstrom ist eine maximale Leistung von 11 kW möglich und an Schnellladestationen steht je nach Version nur 115 (Basis) bis 140 kW zur Verfügung - hier ist die Konkurrenz teilweise deutlich besser aufgestellt. Auch wenn 1300 Kilogramm Anhängelast kein Spitzenwert sind, so hat der Seal U zumindest diese Möglichkeit. Dies ist bei Elektroautos immer noch nicht selbstverständlich (siehe Artikel über Anhängelast bei Elektroautos).
10 Prozent Marktanteil in Deutschland
Ja, kein anderer Hersteller hat so schnell eine so breite Palette ausgerollt. Doch das vielleicht wichtigste Segment haben sie bislang noch nicht besetzt: "Wer es schafft, ein erschwingliches Elektroauto, das trotzdem im Alltag nutzbar ist, nach Europa zu bringen, kann den Markt dominieren", ist Brian Yang aus der Europazentrale in Amsterdam überzeugt – und muss darauf möglicherweise nicht mehr lange warten. Denn in China hat BYD in der Ozean-Serie bereits den Seagull, der unterhalb von Seal und Dolphin positioniert ist, vorgestellt. Der Seagull bietet eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und kostet in der Basisversion umgerechnet weniger als 10.000 Euro. Selbst wenn er auf dem Weg nach Westen mit zusätzlichen Extras und vor allem mehr Sicherheitsfunktionen um bis zu 50 Prozent teurer wird, könnte die Prognose von Deutschlandchef Lars Pauly aufgehen: "Wir rechnen damit, mittelfristig einen Marktanteil von 10 Prozent bei Elektroautos zu erreichen." Das Seal U zeigt einmal mehr, wie angriffslustig die Marke ist – hohe Qualität, elegantes Design und eine gute Reichweite zu einem relativ günstigen Preis. Dies könnte deutsche Autokäufer genauso überzeugen wie die großzügigen Garantiebedingungen. Sechs Jahre oder 150.000 Kilometer für das gesamte Fahrzeug, acht Jahre oder 200.000 Kilometer für die Antriebsbatterie und acht Jahre oder 150.000 Kilometer für die Leistungselektronik und Antriebsbatterie sollen Vertrauen schaffen. Also, wo ist der Haken? Wir haben keinen gefunden.
BYD Seal U: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | BYD Seal U Comfort (ab 02/24) | BYD Seal U Design (ab 02/24) |
---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 160 | 160 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 218 | 218 |
Drehmoment (Systemleistung) | 310 Nm | 330 Nm |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,3 s | 9,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h | 175 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 420 km | 500 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 19,9 kWh/100 km | 20,5 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 71,8 | 87,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:7,0-11,0 DC:115,0 | AC:7,0-11,0 DC:140,0 |
Kofferraumvolumen normal | 552 l | 552 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.440 l | 1.440 l |
Leergewicht (EU) | 2.020 kg | 2.147 kg |
Zuladung | 410 kg | 410 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.300 kg | 1.300 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 6 Jahre oder 150.000 km | 6 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.785 mm x 1.890 mm x 1.668 mm | 4.785 mm x 1.890 mm x 1.668 mm |
Grundpreis | 41.990 Euro | 44.990 Euro |